Bildung und Mindestlohn im Fokus
Zwölf Monate nach der Landtagswahl kamen Handwerkstag und Politiker in Magdeburg zusammen
Am 27. Juni 2022 trafen im Landtag von Sachsen-Anhalt Vertreter der Politik und des Handwerks zu einem Fachforum des Handwerkstages Sachsen-Anhalt zusammen, um eine Bilanz des ersten Regierungsjahres seit der Landtagswahl zu ziehen. Die aus Sicht des Handwerks wichtigsten Themen standen im Vordergrund – Wirtschaft und Bildung. Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff votiert dafür, die Schulabgänger so zu „verteilen“, dass auch für die Mangelberufe in Handwerk und Industrie genügend Nachwuchs zur Verfügung stehe.
Strittig wurde das Thema Mindestlohn diskutiert. Mehrere Handwerksvertreter forderten, den Mindestlohn nur an ausgebildete Arbeitnehmer zu zahlen. „Es gibt Fälle, in denen die Ausbildung zugunsten einer mit Mindestlohn bezahlten Tätigkeit abgebrochen wurde“, sagte Uwe Runge, Präsident des Handwerkstages. Holger Hövelmann (SPD) verteidigte dagegen die getroffene Entscheidung über den Mindestlohn, da nur auf diese Weise Armut im Alter verhindert werden könne.
Dass die Nichtverfügbarkeit von Rohstoffen und Vorprodukten und rasant steigende Preise für die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt eine große Erschwernis darstellen, darüber waren sich Regierung und Handwerk einig. Der Vizepräsident des Handwerkstages, Hagen Mauer, betonte die Bedeutung von Technologieoffenheit, z.B. bei allen Maßnahmen zum Ersatz von fossilen Brennstoffen.
Bei der Diskussion um die Bildungspolitik wurde von allen Seiten die Wichtigkeit einer frühzeitig in allen Schulformen einsetzenden Berufsorientierung betont. Thomas Keindorf, Vizepräsident des Handwerkstages, begrüßte die Einführung des Faches Wirtschaft an den Schulen und regte an, ein freiwilliges praktisches Jahr für Jugendliche einzuführen.
Der Lehrermangel – gerade auch an Sekundar- und Berufsschulen – wurde von Ministerin Eva Feußner, wie auch den Vertretern des Handwerks als gravierendes Problem benannt, ohne dass eine schnelle Problemlösung genannt werden konnte. Olaf Feuerborn (CDU) und Katja Pähle (SPD) erinnerten an die Verantwortung der Eltern für eine gelingende Schulzeit und Berufswahl.